2022-05-25
Was ist ein Fahrzeug-Rückruf?
Autobesitzer vertrauen zu Recht darauf, dass alles an ihrem Kraftfahrzeug so funktioniert, wie es sollte. Jedoch kann es zu Mängeln kommen, die auf einen Herstellerfehler zurückzuführen sind. Stellt ein solcher Mangel ein ernstes Risiko dar oder werden geltende Vorschriften verletzt, so kommt es mitunter zu einem Rückruf, damit der Hersteller den Mangel an seinem Produkt beseitigt.
Probleme dieser Art können von einer fehlerhaften Verkabelung in der Elektrik bis zum Airbag, Bremsversagen oder ähnlich gravierenden Sicherheitsmängeln reichen. Deshalb ist es wichtig, über einen Rückruf informiert zu werden. Oft erfährt man davon bereits in der Presse, der Hersteller ist aber verpflichtet, den Fahrzeughalter zu ermitteln und zu informieren.
Unter welchen Umständen ein Rückruf erfolgt und was das für dich bedeutet, wenn dein Auto betroffen ist, erklären wir dir hier.
Prüfe, ob dein Fahrzeug von einem Sicherheitsrückruf betroffen ist!
Gib die FIN ein, um mehr über ein beliebiges Fahrzeug zu erfahren!
Wer gibt Sicherheitsrückrufe heraus?
Eines vorweg: Nicht jeder Rückruf ist sicherheitsrelevant. Oft führen Fahrzeughersteller Rückrufe durch, um weniger gravierende Mängel zu beseitigen, die typischerweise eine ganze Baureihe oder Produktionscharge des Modells oder darin verbauter Teile betreffen. Oder die Beseitigung findet gar unbemerkt während der nächsten routinemäßigen Wartung statt (z. B bei einem Softwarefehler). Das bedeutet jedoch nicht, dass du diese Art von Rückrufen ignorieren solltest.
Verpflichtend ist ein Rückruf immer dann, wenn ein ernstes Risiko vorliegt – also eine unmittelbare Gefährdung, die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch plötzlich und unerwartet eintreten kann – oder anwendbare Rechtsvorschriften verletzt werden. Sicherheitsrückrufe betreffen also potenziell Leib und Leben der Fahrzeuginsassen und anderer Verkehrsteilnehmer und rechtliche Themen rund um die Betriebszulassung des Fahrzeugs.
Das Verfahren zur Einleitung solcher Rückrufaktionen ähnelt sich in allen Regionen, es kann jedoch von Land zu Land variieren: In den USA werden Rückrufe in der Regel von den Fahrzeugherstellern oder der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) veranlasst, wohingegen in Europa, neben den Fahrzeugherstellern selbst, auch folgende Stellen einen Rückruf veranlassen können:
- Eine Regulierungsbehörde, wie die Europäische Kommission, wenn sie im Rahmen ihrer Regulierungs- und Überwachungsmechanismen sicherheitsrelevante Mängel feststellt.
- Nationale Behörden der Mitgliedstaaten, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Deutschland, die mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Rückrufe effektiv durchgeführt und die Fahrzeughalter informiert werden.
Das KBA leitet eine Untersuchung ein, wenn aufgrund einer Mangelmeldung eines Fahrzeugherstellers oder eigener Untersuchungsergebnisse ein vorliegender Mangel im Rahmen einer Risikobewertung kritisch bewertet wird. Auch du kannst mögliche Mängel über den Mangelmelder an das KBA melden. Weist ein Produkt tatsächlich gravierende Mängel auf, so ordnet das KBA gegenüber dem Hersteller einen Rückruf an.
Daraufhin muss der Hersteller die betroffenen Fahrzeughalter über das Zentrale Fahrzeugregister (ZFZR) des Kraftfahrt-Bundesamtes ermitteln und informieren. Der Hersteller ist dann verpflichtet, den Mangel kostenlos zu beheben. Aber auch du als Fahrzeughalter bist in der Pflicht: Du musst den Mangel in einer Fachwerkstatt beheben lassen. Kommst du der Aufforderung nicht nach, droht die Stilllegung deines Fahrzeugs.
Wann laufen Rückrufe ab?
Generell gilt: Fahrzeug-Rückrufe unterliegen keiner zeitlichen Begrenzung und können somit von einem Besitzer auf einen anderen übertragen werden. Die Rückrufaktion bleibt so lange in Kraft, bis der Mangel an allen betroffenen Fahrzeugen beseitigt oder diese stillgelegt wurden.
Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung sind sicherheitsrelevante Rückrufe kritisch und damit zeitnah durchzuführen. Hier gilt es, unverzüglich zu handeln, denn sollte es z. B. zu einem Unfall kommen, könnte sich ein Zögern deinerseits auf deine Haftung auswirken.
Bei einem Gebrauchtwagenkauf solltest du dich also unbedingt über eventuelle Rückrufe des betreffenden Fahrzeugmodells informieren und klären, ob die Mängel bereits behoben wurden. Mit der Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) des Gebrauchtwagens kannst du bei carVertical einen Bericht zur Fahrzeughistorie erwerben, der unter anderem Informationen zu Rückrufen enthält. Wie das funktioniert, zeigen wir dir am Schluss.
Können Händler sich weigern, Rückrufe zu reparieren?
Bei Rückrufen handelt es sich nicht um Gewährleistungs- oder Garantieansprüche. Der Fahrzeughersteller erfüllt seine Produkt-Beobachtungspflicht und versucht, sich durch einen Rückruf und die Beseitigung der Mängel vor eventuellen Schadensersatzansprüchen oder Imageverlust zu schützen. Auch wenn es keine rechtliche Verpflichtung zur Übernahme der Reparaturkosten gibt, so zeigen sich die Hersteller oft kulant, um ihr Image nicht zu gefährden.
Sicherheitsrelevante Rückrufe werden nur dann durchgeführt, wenn das Verschulden des Herstellers nachgewiesen ist. Daher sind der Hersteller und somit dessen autorisierte Vertragshändler gesetzlich verpflichtet, Rückrufaktionen durchzuführen und die notwendigen Reparaturen (Ersatzteile, Arbeitszeit) ohne Kosten für den Fahrzeughalter vorzunehmen. Dies beinhaltet jedoch keinen Anspruch auf Kostenerstattung für die investierte Zeit oder einen Leihwagen während des Werkstattaufenthalts.
Freie oder unabhängige Werkstätten sind nicht verpflichtet, Rückrufe durchzuführen, da sie nicht in der Vertragsbindung des Herstellers stehen.
Rechte der Fahrzeugbesitzer
Als Fahrzeughalter hast du das Recht, über einen Sicherheitsrückruf offiziell benachrichtigt zu werden. Bei einem Halterwechsel sollte der neue Besitzer informiert werden, wenn der Hersteller Kenntnis davon hat. Gebrauchtwagenkäufer haben zudem das Recht, zu erfahren, ob das Fahrzeug von einem Rückruf betroffen ist. Dies kann oft durch Überprüfung der Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) in öffentlichen Datenbanken oder einem Bericht zur Fahrzeughistorie erfolgen.
Bei einem sicherheitsrelevanten Rückruf ist der Fahrzeughersteller verpflichtet, den Mangel zu beheben, ohne dass dem Fahrzeughalter Kosten entstehen. Dies betrifft die Kosten für Ersatzteile und Arbeitszeit sowie Folgekosten, etwa, wenn das Fahrzeug für die Reparatur in eine Werkstatt transportiert werden muss. Auch bei bereits auf eigene Kosten durchgeführten Reparaturen hast du das Recht auf Kostenerstattung, wenn die Reparatur im direkten Zusammenhang mit dem Rückrufproblem steht. Ferner darf die Durchführung des Rückrufs keine negativen Auswirkungen auf etwaige Garantieansprüche haben.
Vorgehen bei Weigerung
Sollte sich der Fahrzeughersteller oder dessen Vertragswerkstatt weigern, einen sicherheitsrelevanten Rückruf kostenlos zu reparieren, solltest du zunächst den Sachstand gut dokumentieren. Dazu gehören die schriftliche Rückrufbenachrichtigung sowie die Begründung der Weigerung. Prüfe zudem anhand der FIN, ob dein Fahrzeug wirklich von dem Rückruf betroffen ist.
Nimm dann Kontakt mit dem Fahrzeughersteller auf. In vielen Fällen kann der Hersteller direkt eingreifen und die Werkstatt anweisen, die Reparatur wie vorgeschrieben durchzuführen. Tut er dies nicht, kannst du als Fahrzeugbesitzer Beschwerde beim Kraftfahrt-Bundesamt einreichen. Das KBA überwacht die Umsetzung sicherheitsrelevanter Rückrufe und kann den Hersteller anweisen, den Rückruf korrekt auszuführen.
Wenn sich der Hersteller oder die Werkstatt weiterhin weigert, wird es Zeit, rechtliche Schritte in Erwägung zu ziehen. Hier solltest du dich vorab an eine Verbraucherschutzorganisation oder den ADAC wenden, der in einigen Fragen Hilfestellung geben kann, bevor du dich anwaltlich beraten lässt.
Manche Rückrufe sind entscheidend
Wie wir gesehen haben, ist Rückruf nicht gleich Rückruf. Auch wenn Autohersteller Rückrufe generell scheuen, sind sie dennoch ein probates Mittel der Qualitätssicherung, um sich vor potenziellen Schadensersatzansprüchen zu schützen, wenn viele Fahrzeuge von einem Mangel betroffen sind. Zudem ermöglicht es dem Hersteller, sich als verantwortungsbewusst am Markt zu präsentieren und den Imageverlust zumindest in Grenzen zu halten.
Sicherheitsrelevante Rückrufe sind hingegen eine ernste Sache, auf die du zügig reagieren solltest, wenn dein Fahrzeug betroffen ist.
Sicherheitsrelevante Rückrufe
Sicherheitsrelevante Rückrufe werden von Herstellern ausgelöst oder von Marktüberwachungsbehörden angeordnet, wenn ein ernstes Risiko vorliegt. So rief beispielsweise 2021 der Daimler-Konzern 1400 Fahrzeuge seiner S-Klasse wegen Problemen mit der Lenkung zurück. Der Verbau falscher Spurstangen würde das potenzielle Unfallrisiko erhöhen, so die Begründung, weil deren Verschraubungen auf Dauer zu hohen Belastungen ausgesetzt sein könnten.
Aber auch, wenn anwendbare Rechtsvorschriften verletzt werden, die Grundlage der Betriebserlaubnis sind, kann es zu einer solchen Rückrufaktion kommen. So erschütterte 2016 der Abgasskandal von Volkswagen die Automobilwelt, als der deutsche Automobilhersteller die Software seines Dieselmotors so manipulierte, dass Fahrzeuge während des Emissionstests eine deutlich geringere Schadstoffmenge ausstießen und die Grenzwerte einhielten. Volkswagen musste 11 Mio. Fahrzeuge zurückrufen und eine horrende Schadenssumme in Höhe von 15,7 Mrd. Euro zahlen.
Sicherheitsrückrufe betreffen potenziell das Wohl der Fahrzeuginsassen und anderer Verkehrsteilnehmer sowie geltende Rechtsvorschriften. Als Fahrzeughalter hast du nicht nur ein Interesse, sondern auch eine Mitwirkungspflicht, damit der Fahrzeughersteller die Mängel zeitnah abstellen kann.
Auswirkungen auf die Fahrsicherheit
Kriterium für einen sicherheitsrelevanten Rückruf bei einem Auto ist ein „ernstes Risiko“. Die Entscheidung, ob ein Produkt ein ernstes Risiko darstellt, wird auf der Grundlage einer angemessenen Risikobewertung getroffen. Diese berücksichtigt die Art der Gefahr und die Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts. Bei einem ernsten Risiko liegt somit eine Personengefährdung vor, die bei bestimmungsgemäßer Verwendung oder vorhersehbarer Fehlanwendung plötzlich und unvorhersehbar eintreten kann und unabwendbar ist.
Zu wissen, ob zu deinem Fahrzeug ein sicherheitsrelevanter Rückruf vorliegt, und ob der Mangel auch behoben wurde, ist also nicht nur für deine Fahrsicherheit wichtig, sondern auch für deine mitfahrenden Freunde, Familienmitglieder und andere Verkehrsteilnehmer.
Hol dir einen carVertical-Bericht, um mehr über Fahrzeugrückrufe und die Historie zu erfahren
Ob du ein gebrauchtes Auto kaufst oder mehr über deins erfahren möchtest – ein Bericht über die Fahrzeughistorie ist immer eine gute Wahl, da er alle früheren und laufenden Rückrufe aufzeigen kann. So kannst du sicherstellen, dass dein Auto nicht von laufenden Rückrufen betroffen ist, insbesondere, wenn viele davon sicherheitsrelevant sind und kostenlos behoben werden können.
Der Bericht zur Fahrzeughistorie von carVertical enthält den Abschnitt Sicherheit, in dem eventuelle Rückrufe und deren Status angezeigt werden. Sofern verfügbar, findest du hier auch Zusatzinformationen wie Ausstellungsdatum, Rückrufnummer oder Beschreibung.
Achte auch auf die anderen Abschnitte des Fahrzeugberichts. Sie offenbaren viele Details, die dir helfen können, den Zustand des Fahrzeugs besser einzuschätzen, z. B. Angaben zum Kilometerstand, zur Schadenshistorie, zu Diebstahlmeldungen und vieles mehr. Wenn der Kilometerstand beispielsweise manipuliert wurde, ist das Auto weniger wert, sodass du einen überhöhten Kaufpreis vermeiden kannst.
Einen Bericht zu erhalten, ist ganz einfach. Gib dazu die FIN des Fahrzeugs in unseren FIN-Decoder ein und mit nur wenigen Klicks erhältst du Einblick in die Historie des Fahrzeugs. Du kannst dir aber auch gerne zuerst einen Musterbericht ansehen.
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